Stéréoscope

Das Stereoskop der Einzelgänger

Musik | Theater | Installation
für Tänzerin, Darsteller, 4 Musiker und Live-Elektronik

UA Festival Scènes d’Europe Reims 2015
weitere Aufführungen: Théatre National de Marseille 2016, Ballhaus Ost Berlin 2016, KunstFestSpiele Hannover 2017, Heroines of Sound – Hebbel am Ufer_HAU2 2018, Kaohsiung National Center for the Arts (Taiwan) 2019

Komposition / Live-Elektronik / Kemençe – Ana Maria Rodriguez, Regie – Ingrid von Wantoch Rekowski, Bühne und Licht – Fred Pommerehn, Kostüme – Gabriele Kortmann, Ensemble KNM Berlin

Die argentinische Komponistin Ana Maria Rodriguez, die deutsch-französische Regisseurin Ingrid von Wantoch Rekowski und der amerikanische Bühnenbildner/Lichtdesigner Fred Pommerehn setzen sich erstmalig mit dem argentinisch-italienischen Autor Juan Rodolfo Wilcock auseinander.

“Das Stereoskop der Einzelgänger” ist eine 1972 erschienene Sammlung von sechsundsechzig Erzählungen Wilcocks, in denen er siebzig Einzelgänger portraitiert: kannibalische Liebespaare, im Alltag verunglückte Götter, die Sonne nicht ertragene Nerds, in den unendlichen Weltraum geschossene Probanden, arbeitslose Engel, endlos redende Alleinunterhalter oder Kranke, deren Blick in den Spiegel zum einzigen sozialen Kontakt wird. Sie heißen Corfu, Brasco, Fritty oder Lorbio und verteidigen um den Preis der Weltentfremdung obsessiv, mutig, verrückt und sensibel ihren Lebensentwurf.
Wilcocks Sprache, mit alltäglichen Grausamkeiten gespickt, ist gleichzeitig scharf konstruiert und humorvoll pointiert als auch phantastisch bizarr und exzentrisch eigensinnig. Er lässt die labyrinthische Welt eines Hyronimus Bosch der Literatur entstehen, in der Menschliches und Tierisches, Menschen und Monster ohne Grenzen verschwimmen.

Ana Maria Rodriguez, Ingrid von Wantoch Rekowski und Fred Pommerehn interpretieren diese verstörende, beunruhigende Welt mit Mitteln der Musik, des Theaters und der Installation – teils sukzessiv, teils simultan.

Sie konstruieren einen musealen und musikalischen Parcours, der das Publikum durch verschiedene Räume führt. Der erste Raum erschließt das Wilcocksche Universum als Fotogalerie, in der die Figuren ausgewählter Geschichten proträtiert werden. Der zweite Raum erzählt musikalisch-installativ die Geschichte von „Mör“, der von seinen Kameraden in den Weltraum auf eine parabolische Umlaufbahn mit Verpflegung für vierzig Jahre gesendet wird.

Einmal im Saal angekommen eröffnet sich dem Publikum der Blick auf eine seltsame Stadt, die ein wundersames Orchester – halb Mensch, halb Tier – beheimatet. Dort versuchen die Musiker des Ensemble KNM Berlin das Unmögliche: trotz Isolation, zunehmenden persönlichen Obsessionen und Handicaps der Utopie einer gemeinsamen musikalischen Sprache zu folgen.

Eine Produktion des Ensemble Knm Berlin in Koproduktion mit Césaré, Centre National de Création Musicale de Reims, Reims Scénes D´Europe, Manége de Reims Scéne Nationale, Gmem-Cncm-Marseille und Lucilia Caesar. In Kooperation mit dem Ballhaus Ost und gefördert durch die Fédération Wallonie-Bruxelles und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin.