Code • Switching

Video/Audio Performance & Installation

UA 19.03. – 28.03.2004 Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin im Rahmen der MaerzMusik
weitere Aufführungen: Teatro Colón, Buenos Aires 2005
Wittener Tage für neue Kammermusik 2006

Konzeption – Ana Maria Rodriguez / Melita Dahl, Video & Photos – Melita Dahl, Audio – Ana Maria Rodriguez, Stimme – Ute Wassermann, Video Programmierung / Interaktives Konzept – Yunchul Kim, Klangregie / Live-Elektronik – Andre Bartetzki

In dem Projekt code • switching beschreiben wir psychologische, emotionale Aspekte der menschlichen Persönlichkeit und deren Übergänge und Veränderungen. Uns interessiert, wie sich diese Aspekte über akustische, semantische und visuelle Elemente darstellen und gleichzeitig neu komponieren lassen.

Das Phonem als vielfältig lesbare Einheit bildet die Grundlage unserer gemeinsamen Arbeit, denn es weist eben semantische, visuelle und akustische Aspekte auf.

Die visuelle Ebene bietet den Zugang zur subjektiv emotionalen Schicht mit dem Fokus auf das Gestische und kulturell Konnotierte.

Die Stimmkünstlerin Ute Wassermann wurde deshalb mit verschiedensten Gesichtsausdrücken fotografiert und ihre Porträts in einer digitalen Bibliothek abgelegt.

Mittels Morphing Technik werden diese Momentaufnahmen von Gefühlsausdrücken dann zu Filmsequenzen transformiert. Es entsteht ein Kontinuum von Ausdrucksverwandlung, das z.B. Zeichen von Furcht und Verlangen nicht nur in eine beklemmende Nähe rückt, sondern um Sinn zu stiften auch Spannung zur akustischen Ebene erzeugt.

Analog zur visuellen Schicht wurde Ute Wassermann bei der rzeugung bestimmter Phoneme im Tonstudio akustisch aufgenommen. Wir hatten Interesse, den dominanten semantischen Aspekt (ein »i»vor »ch»erzeugt einen anderen Sinn als ein »a» vor dem »ch«) mit dem rein klanglichen zu verschmelzen, um eine möglichst klare Auseinandersetzung mit der visuellen Ebene zu erreichen. Zu diesem Zweck wählten wir einerseits nur Phoneme und Worte, die sich auf das Sehen, Hören oder die Darstellung von Ute Wassermann bezogen. Andererseits – in etwa vergleichbar mit dem Fotomorphing – entsteht durch die Transformation dieser Worte aus dem Deutschen, über das Plattdeutsche ins Englische eine Kontinuum, das zwar Sinn enthält aber den rein akustischen Aspekt stärkt.

In der Performance werden die beschriebenen Aspekte zusammengeführt, indem bestimmte Audiosignale bestimmte Bildsequenzen aufrufen. Dies geschieht live sowohl durch die agierende Stimmkünstlerin als auch automatisiert. Um eine komplexe Darstellung des Themas zu ermöglichen, erfolgt die Präsentation über vier Videoscreens, denen je ein Lautsprecher zugeordnet ist.

Es findet so eine ständige Übersetzung von einem Zeichensystem zum anderen, ein permanentes Wechseln der Codes, eine ständige Bewegung statt, die ein intrasemiotisches Beziehungsgeflecht aus optischen, akustischen und semantischen Reizen entstehen lässt.

Das Projekt wird auf vier im Raum verteilten Screens mit den dazugehörigen Lautsprechern präsentiert. Die vier Videoprojektoren – für jede Leinwand ein Projektor – sind mit je einem Computer verbunden, der die Videosequenzen in seinem RAM zum Abrufen bereit hält. Diese vier Videocomputer sind über ein Ethernet Netzwerk miteinander verbunden, um Interaktivität zwischen den Videosequenzen zu ermöglichen.

Der Audiocomputer (Computer Nr. 5) übernimmt sowohl die Klangsynthese und die Klangverteilung auf die Lautsprecher als auch die Funktion der Schnittstelle zwischen Video und Audio. Ebenfalls in das bestehende Ethernet Netzwerk integriert, triggern so bestimmte Audiodateien die Videosequenzen der vier Videocomputer.

Mit freundlicher Unterstützung des Australian Council funding und der Akademie der Künste Berlin, ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds und der MaerzMusik.